Charakterkunde

Charakterologie

Manchmal auch Charakterkunde genannt…

Wobei Charakterkunde speziell den Ansatz von F. Künkel (1889 - 1956) bezeichnet. Die von ihm entwickelte tiefenpsychologisch-psychoanalytische Lehre hatte das betonten Ziel, aus der Polarität von Ich-Haftigkeit und Wir-Haftigkeit helfend zugunsten des Wir, des Ur-Wir zu wirken.

Im allgemeinen ist das Teilgebiet der Psychologie gemeint, das sich mit der Beschreibung der Erscheinungsformen des Charakters und mit der Erforschung seiner Entwicklung (Anlage und Umwelt) befasst.

Weiterhin gehören zur Charakterologie die theoretischen und spekulativen Deutungen des Charakters, die sich insbesondere auf seinen Aufbau, den Aufweis verschiedener Charaktertypen und das Wesen des Charakters beziehen. Als Beschreibung typischer Charakterformen gab es schon im Altertum eine Charakterologie.

Neben verschiedenen Philosophen war es Theophrast von Eresus auf Lesbos, der um 319 v. Chr. Charaktere beschrieb. Auch die Lehre von den Körpersäften als der Grundlage der Temperamente (Hippokrates, Galen) gehört zur Charakterologie des Altertums.

Im 17. Jhd. erneuerte Jean de la Bruyäre die Charakterbeschreibungen des Theophrast. Auch die seinerzeit stark beachtete Menschenkunde von La Chambre ist zu nennen. Ebenso die Bemühungen von Thomasius, der den Charakter in Graden bestimmen wollte.

Im 18. Jhd. sind die breiten Ansätze einer Erfahrungsseelenkunde und Bekenntnisliteratur (Moritz, Lavater, Rousseau) wie auch die aphoristischen Anmerkungen Lichtenbergs Vorläufer einer Charakterologie.

Die Ausdruckslehre des Charakters geht auf die Physiognomik und die Phrenologie zurück. Das Wort verwendete zuerst Julius Bahnsen (1830 - 1881) in seinen Beiträgen zur Charakterologie (1867). Der Unterschied von Innen- und Außenaspekt geht auf ihn zurück.

Für die deutsche Charakterologie waren Ludwig Klages (1872 - 1956) und Philipp Lersch die besonderen Wegbereiter neben R. Allers, G. Ewald, P. Häberlin, R. Heiss, A. Kronfeld, H. Nohl, G. Pfahler, A. Pfänder, H. Prinzhorn, O. Tumlirz, E. Utitz, der ab 1925 auch Jahrbücher der Charakterologie herausgab.

Während zur geisteswissenschaftlichen Psychologie (Dilthey und Spranger) noch Querverbindungen bestanden, ist die Charakterologie für die empirische Psychologie heute nur mehr von historischer Bedeutung. Die Beschreibung von Persönlichkeitseigenschaften erfolgt mit neuen Methoden:
Dimension, Faktorenanalyse, Persönlichkeitsfaktoren.

R. Allers, G. Ewald, P. Häberlin, R. Heiss, A. Kronfeld, H. Nohl, G. Pfahler, A. Pfänder, H. Prinzhorn, O. Tumlirz, E. Utitz