Psychosozialer Blog

Aggression

(angreifen), eine überholte Definition lautet…

„…viele verschiedene Verhaltensweisen, die mit der Absicht ausgeführt werden, ein Individuum direkt oder indirekt zu schädigen“ (Merz 1965)

Es gibt andere Definitionen, die wie diese nicht allgemein anerkannt sind. Die Aggression tritt oft als Reaktion auf eine wirkliche oder auch nur scheinbar drohende Minderung der eigenen Macht in Erscheinung. Die Aggression kann von den primitivsten (beissen, schlagen, treten usw.) bis zu den subtilsten Reaktionen (entwerten, herabsetzen usw.) in Erscheinung treten.

Sich gegenüberstehende Auffassungen über den Ursprung der Aggression sind:

  1. Trieb- oder Instinkttheorie (Freud, Lorenz)
  2. Frustrations-Aggressions-Hypothese — Die von Dollard u.a. (1939) aufgestellte Hypothese besagt, dass unter bestimmten Umständen Frustrationen aggressives Verhalten zur Folge haben können (Dollard, Miller)
  3. Aggressionstheorie des sozialen Lernens (Bandura, Walters).

Um 1950 begann die experimentelle Aggressionsforschung. Die Masse der empirischen Forschungen damals schienen die Annahme zu bestätigen, das aggressives Verhalten wie anderes auch im Beobachtungs- und Verstärkungslernen erworben wird.

Bandura, Dollard, Feud, Lorenz, Merz 1965, Miller, Walters

Aggression ist grundsätzlich erst einmal wertfrei zu betrachten und dient der Abwehr von Schaden für Leib und Leben oder der Durchsetzung eigener Interessen und garantiert das Überleben des Individuums. Ohne ein gesundes Mass an Aggression wären etwa sportliche Höchstleistungen undenkbar.

Die oben angeführten Modelle sind alle mehr oder weniger unvollständig, so findet etwa die Autoaggression nirgends eine Würdigung.

  



Angst

verwandt mit [lat.] angustus; [engl.] angxiety, apprehension

Ein mit Beengung, Erregung, Verzweiflung verknüpftes Lebensgefühl, dessen besonderes Kennzeichen die Aufhebung der willensmäßigen Steuerung der Persönlichkeit ist. Angst dürfte eine der ursprünglichsten Triebkräfte sein. Man sieht in der Angst auch einen aus dem Gefahrenschutzinstinkt erwachsenden Affekt, der manchmal in akutem Ausbruch (etwa einem Schreck), manchmal in schleichend-quälender Form eine elementare Erschütterung bewirkt.

Ein niedriger Grad an Angst kann die Leistungen in manchen Situationen verbessern (in Prüfungen, beim Theaterspielen — „Lampenfieber“), während starke Angst die Fähigkeit zur Leistung blockiert.

Angst und Haß sind Affekte, die sich ablösen (umschlagen) können, so wie Flucht und Aggression.

Klages, Heidegger u.a. sehen in der Angst stets Todesangst.

• In der Psychoanalyse stellt Angst die erste Erfahrung dar, die der Mensch bei der Geburt macht. Sie ist nach Freud Realangst, neurotische Angst oder moralische Über-Ich-Angst. Gemäß der Psychoanalyse entsteht neurotische Angst dann, wenn Angst vor einer äußerlich real nicht gefährlichen Situation benutzt wird, um eine tatsächlich bestehende, aber unbewußte (verdrängte) innere Gefahr auszudrücken und zu vermeiden.

• Neuere Persönlichkeitstheorien führen Angst meist auf Assoziationen zwischen neutralen und schmerzenden bzw. bedrohenden, unangenehmen Reizen zurück.

Angst ist auch fundamentaler Persönlichkeitsfaktor in der Faktorentheorie der Persönlichkeit, der u.a. die Disposition zu hoher Triebspannung (Triebdynamik) und Neigung zu Schulderlebnissen und physiologischen Erscheinungen wie Herzklopfen, Atembeschleunigung etc. repräsentiert.
Fröhlich, Gray, Neumann, Riemann, Birbaumer 1977, Butollo 1979, Kutash und Schlesinger 1981
  



Antisemitismus

Eigentlich irreführende Bezeichnung, weil nicht die Feindseligkeit gegenüber allen eine semitische Sprache sprechenden Völkern (akkadische, kanaanäische und aramäische Sprachen), sondern nur die gegen die Juden gemeint wird…

Über die Geschichte der Judenfeindlichkeit, die schon im Altertum begann, gibt Thieme (1963) Auskunft.

Der Begriff wurde 1878 ersmals gebraucht. Der religiöse Antisemitismus, schon im Altertum vorhanden, führte im Mittelalter zu den ersten blutigen Verfolgungen in Europa. Neuen Auftrieb erhielt der Antisemitismus durch den wirtschaftlichen Konkurrenzneid des aufsteigenden Bürgertums gegenüber den Juden (Zinsgeschäft). Der Rassen-Antisemitismus fand im Nationalsozialismus unter Hitler seine brutalste Ausprägung in der systematischen Ausrottung der Juden durch Massenmord.

In der Psychologie wird Antisemitismus im Zusammenhang mit dem Autoritarismus (autoritäre Persönlichkeit) und den nationalen Vorurteilen behandelt.

Thieme 1963
  



Arbeit

[gr.] ponos, [mittelhochdeutsch] arebeit — beides Not, Mühsal; das [franz.] travail kommt vom [lat.] tripalium (palus-Pfahl), dem aus Pfählen bestehenden Joch der Zugtiere…

Im allg. die auf ein Ziel gerichtete, durch systematischen und planmäßigen körperlichen, geistigen und seelischen Einsatz gekennzeichnete, der Sicherung des Lebensunterhaltes und der Bedarfsbefriedigung dienenden Tätigkeit.

Jede Arbeit kann als Handlung angesehen werden, die, mit individuellem wie überindividuellem Sinngehalt ausgestattet, von Affekthandlungen und damit vom Spielen eindeutig zu unterscheiden ist (Hacker 1973).
Die Variablen Fähigkeit und Eignung differenzieren das Gegenüber von Mensch und Arbeit entscheidend weiter, und nicht zuletzt steht der Mensch sehr verschiedenen Arbeiten gegenüber:

  • handwerkliche Arbeit
  • industrielle Fertigung
  • Hilfsarbeit
  • angelernte Arbeit
  • Arbeit mit Lehrzeit
  • wissenschaftliche Arbeit

Mit der oft problematischen Beziehung zwischen Menschen und ihrer Arbeit beschäfftigt sich die Arbeitspsychologie.

  



Assoziation

[neulat.] Vergesellschaftung (J. Locke)…

Eine Verknüpfung seelischer Inhalte, die sich darin zeigt, dass das Auftreten des einen das Bewußtwerden des anderen (mit ihm assoziierten) nach sich zieht oder wenigsten begünstigt.

Ursprünglich und im engeren Sinn bezieht sich der Begriff Assoziation auf die Verbindung von Vorstellungen (Ideenassoziation), es können sich aber auch andere seelische Vorgänge bzw. Inhalte miteinander verbinden.

Freie Assoziationen, die von keiner bewußten Absicht gelenkten Gedankengänge.
Die unmittelbare Äusserung der unwillkürlich einfallenden Gedanken ist Grundlage der psychoanalytischen Behandlung (unmittelbarer Zugang zum Unbewußten) im Sinne Freud's.
Gerichtete Assoziation
Die gerichtete Assoziation ist nach Jung der von einer gegebenen Traumsituation ausgehende und hierauf bezügliche, unwillkürliche Gedankeneinfall.
Freud, Jung
  



Autismus

Synonym für autistisches, dereistisches Denken (Erkenntnis durch unreflektierte Emotionen beeinflusst). Im allgemeinen Sprachgebrauch in Gedanken und Tagträume versponnen sein…

E. Bleuler hat den Begriff in die Psychatrie eingeführt und bezeichnet ein phantastisches, traumhaftes, affektiv-impulsives, unlogisches Denken bei umweltabgewandtem Verhalten, besonders bei der Schizophrenie.

Zur Kennzeichnung eines affektiven Wunschdenkens hat Bleuler 1917 den Begriff auf nicht-psychotische Verhaltensweisen ausgeweitet. Umgangssprachlich ist damit oft der frühkindliche Autismus gemeint.

  



Behaviorismus

Die verbreitetste und einflussreichste Schule der amerikanischen Psychologie. Sie wurde 1913 durch Watson begründet. Dieser entwarf in seinem Artikel „Psychology as the behaviorist views it“ (1913) ein Programm, nach dem sich die Psychologie sich auf das objektiv beobachtbare und messbare Verhalten beschränken sollte.

Das heisst unter vollständigem Verzicht der Beschreibung von Bewußtseinsinhalten, ebenso sollten psychologische Theorien nur Begriffe enthalten, die sich auf Objektives im physikalischen Sinn beziehen und Inhalte vermeiden, die nur durch Introspektion (Denken, Fühlen, Wahrnehmen) gegeben sind.

Der frühe Behaviorismus lehnte sich stark an die russische Reflexologie an (Bechterew, Pawlow) und übernahm von dort als einen ihrer wichtigsten Begriffe den bedingten Reflex.

Dem empirischen Charakter des Behaviorismus entspricht die zentrale Stellung des Lernens dort. Das Verhalten wird als durch Erfahrung entstanden, als gelernt angesehen. Die wichtigste Methode des Behaviorismus ist das Tierexperiment. An diesem werden die grundlegenden Gesetze des Verhaltens dargestellt, die dann auch für den Menschen gelten sollen.

Unmittelbar als Vorgänger angesehen werden können:
Der amerikanische Funktionalismus und die experimentelle Tierpsychologie (Yerkes, Morgan, Thorndike).
Guthrie, Holt, Hull, Hunter, Lashley, Skinner, Tolmann, Watson, Weiss
  



Beratung

[engl.] counseling, Beratungspsychologie…

Ist ein vom Berater nach methodischen Gesichtspunkten gestalteter Problemlösungsprozess. Durch ihn sollen die Eigenbemühungen des Ratsuchenden unterstützt/optimiert bzw. seine Kompetenzen zur Bewältigung der anstehenden Aufgabe/des Problems verbessert werden.

Beratung vollzieht sich im Medium sozialer Interaktion und wird daher i.w.S. als Kommunikationsprozess zwischen zwei (Individualberatung) oder mehr (Gruppenberatung, Systemberatung) Interaktionspartnern verstanden. Beratung ist gegebenenfalls auch Ergänzung von Einzelgesprächen durch die Teilnahme des Ratsuchenden an einem Interventionsprogramm oder einer Selbsthilfegruppe.

Von Psychotherapie ist Beratung nur schwer abgrenzbar.

Das allgemeine Ziel von Beratung ist es,
  • z.B. Einstellungen und Verhalten zur Verwirklichung bestimmter Vorhaben verändern zu helfen,
  • Lösungen von Konflikten zu erleichtern,
  • zu selbstständig begründeten Entscheidungen (durch Orientierungs-, Planungs- und Entscheidungshilfe) zu befähigen.

Dies setzt Beratung eindeutig von Führung (zielgerichtete Beeinflussung von außen) ab.

  



Bewußtsein

In der Psychologie die eigenartige Weise, in der Erlebnisse gegeben sind, das Haben von Erlebnissen, von seelischen Prozessen, die unmittelbar vom Subjekt erfahren werden, also von Wahrnehmung, Erinnerung, intellektuelle Vorgänge, Gefühle, Strebungen und dergleichen…

Das Bewußtsein ist:

  • nach Leibniz der Gesamtinhalt unserer Ich-Erfahrung,
  • nach Herbart die Summe aller wirklichen oder gleichzeitig gegenwärtigen Vorstellungen,
  • heißt für Wundt zunächst bewußt werden, d.h. aus dem dunklen Hintergrund der Seele aufsteigen (unbewußte Schlüsse, vgl. Graumann 1980).

Die Bedeutung des Begriffs und die theoretisch bestimmten Anschauungen hierüber sind in der Psychologie nicht einheitlich. Ein Teil der Autoren betrachtet alle Erlebnisse als bewußt, andere nur solche, auf die die Aufmerksamkeit gerichtet ist.

Alles, was dem Bewusstsein nicht zugänglich ist, zählt zum Unbewussten.

Pathologisch von Interesse war/ist das alternierende Bewußtsein.

• In der Erkenntnistheorie ist Bewußtsein überhaupt (Kant) das erkenntnistheoretische Subjekt, das als Gegenglied zu jedem gewußten oder denkbaren Inhalt anzusehen ist, das jenige, was erfährt und denkt. Dieses Bewußtsein wird frei von irgendwelchen empirischen Eigenschaften gedacht, also unpersönlich, unzeitlich, unabhängig vom Körperlichen u.s.w., von ihm kann nur ausgesagt werden, dass es erkennt.

• In allgemeiner und populärer Bedeutung so viel wie das Wissen, die Überzeugung von etwas, z.B. Bewußtsein, jemandem Unrecht getan zu haben.

Graumann 1966, 1974, Hilgard 1980
  



Bildung

pädagogisch besteht über den Grundbegriff Bildung kein Konsens…

Die klassische Humanitätsidee des deutschen Idealismus und Neuhumanismus meint Ausgestaltung und Vervollkommnung des höheren Selbst der Menschlichkeit. In der Gegenwart unterscheidet man (a.) materiale, (b.) formale, (c.) kategoriale und (d.) dialogische Bildungstheorien.

  1. Materiale Bildung erschließt objektive Kulturinhalte, die als „an sich“ wertvoll angesehen werden.
  2. Formale Bildung verwendet Inhalte um der allseitigen Ausbildung der Funktionen des Menschen willen, auch seine Fähigkeiten und Möglichkeiten berücksichtigend (funktionale Bildung) und als Material zum Erlernen von Methoden (methodische Bildung).
  3. Die vermittelnde und diesen Gegensatz überwindende Theorie der kategorialen Bildung geht vom Wechselbezug von Gegenstands- und Selbsterkenntnis bzw. -meisterung aus.
  4. Die Theorie der dialogischen Bildung vom Sich-Auslegen der Bildung in Sachlichkeit und Menschlichkeit.

Psychologisch meint Bildung das Verfügen über Verhaltensweisen und Einstellungen, die Leistungen und Veränderungen hervorzubringen sowie Veränderungen herbeizuführen vermögen.

Kriterium der Bildung in diesem Sinne ist richtiges, d.h. in sich widerspruchsfreies und der Wirklichkeit adäquates kognitives Verhalten (Aebli 1969), das Produkt daraus Intelligenz.
In neuerer Zeit wird Bildung oft mit Ausbildung gleich gesetzt. Warum dies nicht zulässig ist und welche langfristigen Folgen dies für eine Gesellschaft hat, wird in diesem Aufsatz von Thoedor Ballauff dargelegt.

  



Charakter

[gr.] charásseinritzen, prägen

Ursprünglich soviel wie eingeprägtes Zeichen, dann Kennzeichen, Merkmal, an dem etwas erkannt wird.

In der Psychologie vor allem im deutschsprachigen Raum das Gesamtgefüge der die individuelle Besonderheit eines Menschen kennzeichnenden Eigenschaften; die Wissenschaft davon, die Charakterologie, ging in der Persönlichkeitspsychologie auf.

Die Hauptvertreter, die sich um den sogenannten Charakteraufbau bemüht haben, sind Klages, Lersch, Rothacker, Wellek. Sie unterscheiden auch unter drei Bedeutungen von Charakter:

·der phänomenologisch-ästhetischen im Sinne der allgemeinen Charakterisierung von Gegebenem,
·der ethischen mit Charakter als Wert,
·der psychischen, mit der die individuelle Eigenart gemeint ist.
  



Differentielle Psychologie

Differentielle Psychologie befasst sich wesentlich mit individuellen Unterschieden (Differenzen) im Verhalten und Erleben, die sie zu Beschreiben und auf Bedingungen zurückzuführen versucht…

Sie übergreift damit in ihrem Gegenstandsbereich die empirische Persönlichkeitspsychologie und ergänzt die Allgemeine Psychologie, die auf die Erfassung von allgemeinen statistischen Gesetzmäßigkeiten psychischen Geschehens zielt, indem sie die individuelle Abweichung von statistischen Normen zum Gegenstand hat.

Historisch ist die Fragestellung der Differentielle Psychologie von W. Stern erstmals 1900 (1911) explizit formuliert worden, dessen Methodenschema (Persönlichkeitspsychologie) im Ansatz alle grundlegenden Forschungsrichtungen der Differentiellen Psychologie beinhaltet.

Die gleichzeitig einsetzende, von A. Binet initiierte Testbewegung lieferte der Differentiellen Psychologie die wichtigsten Forschungsinstrumente.

Der großangelegte Einsatz von Tests im Rahmen von militärischen Eignungs- sowie bei Einwanderungsuntersuchungen in den USA stimulierte die Bearbeitung von Berufs-, Berufsgruppen-, Rassen- und Nationalitätenunterschieden vorwiegend im Intelligenzbereich.

Weitere wesentliche Impulse erhielt die Differentielle Psychologie aus der Biologie, der Genetik, der Kulturanthropologie und der Statistik.

Über die Entwicklung der Fragestellungen und Methoden sowie über Ergebnisse der Differentiellen Psychologie informieren die zusammenfassenden Veröffentlichungen von Anastasi (1958) und Hofstätter (1971).

Die Weiterentwicklung der Differentiellen Psychologie in der Beschreibung von individuellen und Gruppenunterschieden scheint in methodischer Hinsicht durch verfeinerte Meßmethoden und durch mehrdimensionale Vergleiche gegeben zu sein. Inhaltlich liegt sie in der größeren Beachtung der kulturellen und sozialen Einbettung von Merkmalsausprägungen und Merkmalsmustern. Fortschritte in der Bedingungsanalyse der Unterschiede sind u.a. durch Konzentration auf den Einfluß von Kultur-, Subkultur- und Gruppenzugehörigkeit sowie durch Beobachtung von Sozialisationspraktiken zu erwarten.

Anastasi 1976, Strube 1977
  



Empfindung

Im allgemeinen Sprachgebrauch häufig svw. Gefühl, Affekte…

Das bei der Einwirkung eines Reizes auf ein Sinnesorgan eintretende einfache Erlebnis, das nicht weiter definiert werden kann, da es nur durch sich selbst hinreichend gekennzeichnet ist. Man unterscheidet gemäß den einzelnen Sinnesfunktionen verschiedene Arten (Modalitäten) von Empfindungen:
  • Gesichts-,
  • Gehör-,
  • Geruchs-,
  • Tast-,
  • Temperatur-,
  • Schmerz-,
  • Bewegungs-,
  • Gleichgewichts-,
  • Organempfindungen.

Dazu kommen noch andere Arten, deren Selbstständigkeit zum Teil noch fraglich ist. Merkmale der Empfindungen sind (neben ihrer Qualität) Intensität und Dauer. Die gesetzmäßigen Entsprechungen zwischen der Größe des Reizes und der Stärke der durch ihn bedingten Empfindung bilden einen besonderen Forschungsgegenstand.

Doch soviel auch experimentell bestätigt worden ist, so unklar ist die Frage, wie Empfindungen bewußt werden.

Die Empfindungen stellten sich die älteren Psychologen als psychische Elemente vor. Dann kam die Erkenntnis hinzu, dass nach Empfindungen vermittelnden (afferenten — [lat.] hinführend, von den Sinnesorganen zum Zentralnervensystem) und motorischen Nerven zu unterscheiden ist (Bell-Magendiesches Gesetz).
Wundt unterteilte nach Empfindung und Wahrnehmung und verstand hierbei die Empfindung als Element und die Wahrnehmung als Komplexe solcher Elemente. Intensität und Qualität komme der Empfindung, Raum und Zeit der Wahrnehmung zu.
Diese Ansicht der Assoziationspsychologen (die Empfindung umgreift die Wahrnehmung) wurde bei den Gestaltpsychologen gegensätzlich (die Wahrnehmung umgreift die Empfindung).

Heute stehen neurophysiologische Erklärungen im Vordergrund mit der diskutierten Frage, wie weit Empfindungen Korrelate oder gar Widerspiegelung sind zu den beim Reiztransportorgan (Sinnesorgan) ankommenden Reizen und Erregungen.

H. Werner (1930, 1959) nennt ursprüngliche Erlebnisweisen, in denen die Umwelt nicht als sachliche Wahrnehmungen, sondern als mit Interpretationen versehene Empfindungen, welche das ganze Ich erfüllen, zum Bewußtsein… kommen, Vitalempfindungen. Sie sind für das Erleben der Synästhetiker kennzeichnend.

Pauli-Arnold, Rohracher, Werner, Woodworth-Schlosberg, Geschichtlich: Fechner, Helmholtz, Mach, G. E. Müller, O.Neumann 1972, Stumpf, E. H. Weber
  



Erbe-Umwelt-Problem

[engl.] nature-nurture-problem

Erbe bezeichnet die Kombination der Gene, die bei der Befruchtung aus der Vereinigung von männlicher und weiblicher Keimzelle entsteht. Aus dem Zusammenwirken von Erbe und Umwelt in der Entwicklung des Individuums entsteht der Phänotypus. Die relative Bedeutung der Bedingungskomplexe Erbe und Umwelt für die Ausprägung psychischer Merkmale war und ist eine der grossen Streitfragen der Psychologie.

Allerdings wird von Theoretikern, die das Zusammenwirken von Erbe und Umwelt als fortlaufende wechselseitige Beeinflussung sehen, die Frage nach der relativen Bedeutung der beiden Bedingungskomplexe als falsch gestellt beurteilt.

Auf die Erforschung des Erbe-Umwelt-Problems wurde von Seiten der Psychologie erhebliche Energie verwendet.

  



Erziehung

Im engeren Sinne (der Herbartianer) eine absichtliche planvolle Einwirkung auf einen jungen Menschen zum Zweck der Unterweisung des Willens, vielfach gleichgesetzt mit Charakter und Gesinnung, im Gegensatz zur Unterweisung des Verstandes (Unterricht)…

Im weiteren Sinne…

…das Handeln Älterer an Jüngeren im Rahmen bestimmter Erziehungsnormen und Zielvorstellungen (Erziehungsziele), das in der Absicht geschieht, dem Jüngeren zu eigenverantwortlicher Lebensführung zu verhelfen.

Im weitesten Sinn…

…jedes soziale Handeln, durch das andere Menschen in ihren (psychischen) Dispositionen in einer als positiv bewerteten Richtung beeinflusst, stabilisiert oder verändert (verbessert?) werden sollen. Erziehung gilt dann als lebenslanger, nicht abschliessbarer Prozess, dessen Grundmuster auch anders benannte Formen sozialer Einflussnahme (wie z.B. Sozialarbeit, Seelsorge, Psychotherapie) umfasst.

Die Erziehung ist anthropologisch begründet in der Lern- und Erziehungsbedürftigkeit des Menschen, der auf Lern- und Eingliederungshilfen direkter und indirekter Art angewiesen ist.

Erziehung ist als Ergänzung, Erweiterung und Personalisierung des Sozialisationsprozesses notwendig.

Sie wird gesellschaftspolitisch gerechtfertigt durch Erziehungsziele wie Mündigkeit und Postulate wie Chancengleichheit, die freilich auf das gesellschaftliche System bezogen und mit ihm bzw. seiner Wandlung veränderlich sind.

  



Faktorentheorien der Persönlichkeit

Diejenigen Persönlichkeitstheorien, deren Beschreibungsdimensionen (Persönlichkeitsfaktor) mittels der Methode der Faktorenanalyse die untersuchten Persönlichkeitsvariablen kategorisieren.

Untersuchungen etwa von Becker 1961 oder Mitchell 1963 ermöglichen eine exakte Integration des Faktorensystems von Cattell, Eysenck und Guilford und bestätigen übereinstimmend folgende komplexe Grunddimensionen als Teilbereiche der Persönlichkeit:

Extraversion vs. Intraversion
(Cattell, Eysenck, Guilford)

Charakteristikum der Extraversion ist besondere Umweltaufgeschlossenheit, intensive Kontaktbereitschaft und erhöhte Ansprechbarkeit auf Außenreize. Introversion charakterisiert den gegensätzlichen Pol.

Angst vs. emotionale Anpassung
(Cattel, Guilford)

Bei Eysenck die Bezeichnung „Neurotizismus“). Charakteristikum: Intensität und Kontrolle emotionaler Reaktionen. Diese Persönlichkeitsdimension deckt auch die Tendenz zu bestimmten Antwortstilen ab (Hundleby et al.) nämlich dem Ja-Sage-Antwortstil und dem Wertigkeits-Antwortstil.

Gefühlsbestimmtheit oder Gefühlsbetontheit
(Cattell, Guilford)

Dieser Persönlichkeitsfaktor zweiter Ordnung basiert auf dem Gegensatz zwischen einer mehr gefühlsbestimmten, phantasievollen Grundhaltung und nüchternem, korrekten Denk- und Verhaltensweisen.

Als weitere, weniger komplexe Persönlichkeitsdimensionen treten hinzu:
  1. Unabhängigkeit der Meinungsbildung,
  2. Kooperationsbereitschaft,
  3. Willenskontrolle und Persistenz.
•Die Faktorentheorien der Persönlichkeit sind Produkte möglichst exakter Messungen und mathematischer Analysen. Trotz der damit verbundenen begrifflichen Präzision, der methodischen Exaktheit und der möglichen Prüfbarkeit faktorenanalytischer Persönlichkeitstheorien bleibt die Frage der Universalität abgeleiteter Persönlichkeitsfaktoren problematisch, da sie in Abhängigkeit von der Eigenart des verwendeten Untersuchungsmaterials und der Stichprobe variieren können (Methoden der Differentiellen Psychologie).

Das Faktorenkonzept der Persönlichkeit ist im Rahmen der wissenschaftlichen Bemühungen, ein konsistentes, generell und universell gültiges, dynamisches Persönlichkeitsmodell zu finden, nur zur Reduktion komplexeren Datenmaterials brauchbar.

Becker, Bendig, Brengelmann, Cattell, Eysenck, Guilford, Herrmann, Holtzmann, Hundleby, Mitchell, Pawlik, Roth
  



Gestalt

Ein Ganzes, das zu seinen Teilen in bestimmten Relationen steht…

Für die Psychologie bedeutsam wurde der Gestaltbegriff durch die Untersuchungen von v. Ehrenfels über Gestaltqualitäten 1890 (Östereichische Schule). Für diese gelten die Gestaltqualitäten der Übersummativität (Nicht-Summativität: beim Herausnehmen eines Teiles ändert sich das Ganze) und Transponierbarkeit (Ehrenfels-Merkmale: äußerlich verschieden, aber durch Beibehalten der inneren Struktur als Ganzes wieder zu erkennen).

•Dies bedeutet, dass z.B. eine Melodie sich nicht aus einer einfachen Zusammenfassung (Summe) ihrer Einzeltöne ableiten läßt, sondern als ein Neues zu den Elementen hinzutritt. Ferner ist sie von den absoluten Reizwerten (Tönen) unabhängig, denn sie bleibt auch erhalten, wenn diese verändert werden. Was z.B. dann geschieht, wenn die Melodie in eine andere Tonart transponiert wird.

Wie Gestaltwahrnehmung ihrem Wesen nach entsteht, war Gegenstand mehrerer theoretischer Erörterungen. Die radikalste und bedeutendste ist die 1912 von Wertheimer begründete und gemeinhin als Gestaltpsychologie bezeichnete Berliner Schule.

•Diese entwickelte eine Gestalttheorie in Form bestimmter physiologischer Annahmen (physischer Gestalten).

Die auf der Produktionstheorie der Gestaltwahrnehmung fußende Grazer Schule (Östereichische Schule) wurde von Meinong 1894 begründet.

Ebenfalls vom Gestaltbegriff ausgegangen ist die Leipziger Schule der Ganzheits- und Strukturpsychologie von F. Krueger

Benussi, Witasek, Köhler, Koffka
  



Kommunikation

[lat.] communicatio — Verbindung, Mitteilung…

Die wichtigste Form sozialer Interaktion, der Prozeß der Informationsübertragung mit den Komponenten: Kommunikator (Sender einer Mitteilung) und Kommunikant (Empfänger, die einseitig oder wechselseitig einwirken), den Kommunikationsmitteln (die als sprachliche oder nichtsprachliche Zeichen auftreten), den Kommunikationskanälen (die akustisch, optisch usw. — von Mensch zu Mensch oder über die sog. Massenmedien Presse, Funk, Film, Fernsehen sich bieten) und den Kommunikationsinhalten aller Art.

Die unilaterale und bilaterale (face to face) Kommunikation geschieht durch Sprache, Blick, Mimik, Gestik, Schrift usw.. Es ist dem Menschen in der Interaktion nicht möglich, nicht zu kommunizieren (Watzlawick 1980), jedes Verhalten kann als Signal dienen.

Aronson (1972) gibt ein Schema der Möglichkeiten für Mißverständnisse zwischen Kommunikator und Kommunikant (Kommunikationsstörungen), Watzlawick (1979) einen Lösungsansatz mit der Kommunikationstherapie.

Die zwei Worte „Komm mit!“ gewinnen ganz unterschiedliche Bedeutung, wenn sie von einem Polizisten im drohenden Ton, von einem Fremdenführer mit neutraler Stimme oder von einem befreundeten Mädchen liebevoll gesagt werden.
In allen Fällen ist der in den Worten enthaltene (verbale) Inhalt der Kommunikation der selbe, während durch nicht-verbale Mitteilungen (Stimmklang, Stimmlage, Gesichtsausdruck) über diese Kommunikation kommuniziert wird (Metakommunikation).
Widersprüche zwischen verbalen und nicht-verbalen Inhalten Verbalesind verwirrend (Doppelbindung).
und andere, in lexikalischen Einheiten abgefaßte Kommunikation ist eindeutig (digitale Kommunikation). Dagegen spielt sich Kommunikation über Gefühle, Stimmungen und mitmenschliche Bezüge oft im Bereich einer nur durch Einfühlung und mit Hilfe von Intuition aufzunehmenden Bedeutung ab (analoge Kommunikation).
  



Macht

[aus indogermanischen Wurzeln] maghkönnen, vermögen

Ein soziologischer Begriff. M. Weber definierte ihn als „Chance, innerhalb einer sozialen Beziehung den eigenen Willen auch gegen Widerstreben durchzusetzen, gleich worauf diese Chance beruht“. Von Vierkandt werden noch Machttrieb und Unterordnungstrieb für das Entstehen von Machtverhältnissen verantwortlich gemacht. Bei K. Mannheim dagegen tritt der Begriff der „sozialen Zwänge“ auf. Formen der Macht und ethische Bewertung sind Gegenstände soziologischer und geschichtsphilosophischer Literatur, über die z.B. Mühlmann (1952) und Moore (1966) berichten.

In der Sozialpsychologie werden Phänomene der Macht unter verschiedenen Aspekten behandelt:

In der Gruppenforschung bezeichnet Macht jede interpersonale Beziehung, in der einige Personen das Verhalten, die Einstellungen, Überzeugungen (beliefs) oder andere Responses anderer Personen z.T. bestimmen (Collins u. Raven 1969).
Synonym mit Macht (oder bestimmten Aspekten der Macht) werden Ausdrücke wie Autorität, Einfluß, Kontrolle, Dominanz, Status, Prestige und Rang gebraucht.
Machtbeziehungen werden verschieden dargestellt:
  1. graphisch,
  2. in Matrizen,
  3. mit topologischen Bildern (nach Lewin).
Da die Größe der Macht eine Funktion der Interaktion ist, gehören zu ihrer Bestimmung auch Grade der Unterordnung, Abhängigkeit (dependency), Prestigesuggestibilität und Angst.

Für Lewin (1936) …

…kann der Raum freier Bewegung von A durch das Machtfeld von B eingeengt werden, indem A keine Bewegung in das Machtfeld von B vollziehen kann. Eine Person (P), die Einfluß oder Macht ausübt, ist nicht selbst ein Ziel, sondern kann im anderen (O) Kräfte in Richtung von Zielen lenken, die P setzt.
Lewin 1936, Collins, Raven 1969, Heider, Emerson 1962, McClelland 1975/1978, Mühlmann 1952, Moore 1966
  



Neurose

der Begriff stammt von dem schottischen Arzt W. Cullen (1776)…

Ursprünglich verstand dieser darunter eine Nervenkrankheit ohne anatomisch-patologischen Befund. Diese negative (ausschließende) Definition kennzeichnet auch heute noch ihre Abgrenzung:
Neurose ist ein Sammelbegriff geblieben.

Der Umfang der darin gesammelten psychischen Störungen wird wesentlich von der theoretischen Position der Autoren bestimmt. Aus psychoanalytischer Sicht ist Neurose ein unbewußter Widerstand und die neurotischen Symptome lediglich Äußerungen psychodynamischer Konflikte.

Dagegen werden von verhaltenstherapeutisch orientierten Autoren die neurotischen Konflikte selbst in den Vordergrund gestellt und als gelernte Fehlsteuerung interpretiert.

Gemeinsam gilt für beide Schulen, daß sie Neurosen als das nichtbewältigen fundamentaler Lebensaufgaben definieren.

Eine grundlegende Theorie der Neurose stammt von Freud. Nach ihm ist die Neurose das Resultat einer unvollständigen Verdrängung von Impulsen aus dem Es durch das Ich. Der verdrängte Impuls droht trotz der Verdrängung in das Bewußtsein und das Verhalten durchzubrechen. Zur erneuten Abwehr dieses Impulses wird das neurotische Symptom entwickelt, das einerseits eine Ersatzbefriedigung dieses Impulses, andererseits aber einen Versuch seiner endgültigen Beseitigung darstellt.

Freud unterscheidet nach dem Kriterium der Dauer und Stärke des auslösenden Konfliktes sowie nach der Art seiner Verarbeitung. Er bezeichnet sie mit Aktualneurose, Psychoneurose und traumatische Neurose.

Nach dem von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) der Vereinten Nationen herausgegebenen Katalog der International Classification of Diseases (ICD, Sektion V) werden im Rahmen des Oberbegriffs psychische Störungen die folgenden neurotischen Zustände zusammengefaßt:

  • Angstneurosen und andere durch Angst bestimmte neurotische Störungen
  • Hysterie mit Konversionsneurose und dissoziativer Reaktion
  • phobische Zustände
  • zwangsneurotische Störung
  • neurotische Depression
  • Neurasthenie
  • Depersonalisation
  • Hypochondrie
  • ferner andere und unspezifische Zustände (u.a. Beschäftigungsneurose)
Binswanger, Brun, Freud, Hoff, Jaspers, Pongratz, Schottlaender, Schraml und Baumann, Schultz, Schultz-Hencke
  



Person

etymologisch aus [lat.] persona, [etruskisch] phersunaMaske, genauer das Persunhafte, d.h. das den Erdgott (phersu) Kennzeichnende, wozu vor allem die Maske gehört; die Ableitung aus [lat.] personaredurchtönen ist wohl falsch…

Der Personbegriff ist über die Jahrhunderte recht wechselnd verwendet worden. In neuerer Zeit versteht man unter Person meist nicht den Menschen als Angehörigen seiner Art schlechthin, sondern in seiner spezifischen Eigenart, als den Träger eines in sich einheitlichen bewußten Ich bzw. Selbst.

Zum Historischen ist anzumerken, daß Person …
  • im alten Rom den freien Rechtsbürger auszeichnete (so bei Cicero, bei dem Person auch die Rolle bedeutete, die das Individuum spielt, sowie der Träger individueller Eigenschaften ist)
  • das Mittelalter verwandelte den Begriff: personae sind „Gott Vater — Gott Sohn — Heiliger Geist“ und (weitgehend) der getaufte Christ ist persona als Bürger im Reich Gottes
  • die deutsche Mystik entwickelte zu persona und personalis den Begriff personalitas als Persönlichkeit (der Christ ist persönlich, weil Christus in ihm wohnt). Person und Persönlichkeit sind hier die unsterbliche Seite des Menschen
  • über den deutschen Idealismus und die Klassik (Kant, Goethe u.a.) hat sich dann der heutige Wortgebrauch eingestellt: Wertschätzung des Einmaligen im Individuum schlechthin.
M. Koch
  


aversiver Reiz

[lat.] aversionAbneigung, Widerwille…

Widriges Ereignis, das eine Vermeidungsreaktion auslöst. Negativer Verstärker, dessen Aufhören ein verstärkendes Ereignis für die Reaktion ist, die das Entkommen (oder das Meiden) ermöglicht hat. Aversive Reize werden gezielt in der „Aversionstherapie“ eingesetzt.

  


Trieb

Eine Gruppe von psychischen Fakten, die (nach Rohracher) folgende Hauptkennzeichnungen ausweisen:
  1. Das Erleben eines Dranges (Antriebs), wobei meistens, aber nicht immer, auch eine Zielvorstellung gegeben ist.
  2. Autogene Entstehung, d.h. sie treten ohne Mitwirkung des Bewußtseins, unabhängig von Wollen und Denken auf.
  3. Gefühlsbegleitung: Die Befriedigung des Triebes schafft Lust; solange sie nicht möglich ist bzw. verhindert wird, besteht Unlust.
  4. Bewußtseinsminderung: die Klarheit des Denkens und selbst der Wahrnehmungen kann unter der Wirkung des Triebes herabgesetzt sein.

Die beiden ersten Merkmale treffen auf alle Triebe zu, die beiden letzten auf die meisten. Als Triebhandlung (im Gegensatz zur Wahlhandlung) bezeichnet man solche Willensvorgänge, die sich durch schnelle Aufeinanderfolge von Motiv und Handlung auszeichnen, somit unüberlegte (Affekt-) Handlungen sind.

Das Bemühen um Ordnung und Spezifizierung hat zu 3 Annahmen geführt:
  1. monothematische Trieb-Theorie; das menschliche Seelenleben wird auf eine einzige Grundtriebfeder zurück geführt. Dazu zählt die Libido von Freud und das Machtstreben Adlers.
  2. polythematische Trieb-Theorien (Klages, McDougall); sie sind vor allem eingekleidet in die Lehre von den Instinkten im Sinne angeborener Triebe. McDougall unterscheidet 18 solcher Triebe: die der Nahrungssuche, des Ekels, des Sexus, der Furcht, der Neugier, der Selbstbehauptung, der Unterwürfigkeit usw.
  3. athematische Trieb-Theorien; diese erkennen eine Vielzahl von Trieb-Regungen an, halten aber eine Spezifizierung und systematische Gliederung für unmöglich, da unsere aktuellen Handlungen durch die jeweils gegebene Situation mit ihren konkreten Inhalten bestimmt werden.
Allport, Gehlen, Jaspers, Klages, Freud, Kretschmer, McDougall, Rohracher, Szondi