Unbewusstes, Unterbewußtes

Unbewusstes

Bezeichnung für verborgene Strukturen, die dem Individuum wesenseigen sind, in die es aber mit Hilfe des Bewußtseins nicht (oder nur sehr schwer und unvollständig) vordringen kann.…

Jaspers bot dazu folgende Übersicht:

  1. nach seiner Herkunft aus dem Bewußtsein — dann ist es das Mechanisierte (Automatisierte), das Nichterinnerte, das Erinnertbare;
  2. nach dem Mangel seines Verhältnisses zur Aufmerksamkeit — dann ist es das Unbemerkte, das Ungewollte, das Unerinnerte, das nicht gegenständlich Gewordene;
  3. als eine Macht, als Ursprung — dann ist es das Schöpferische, der Grund und das Ziel;
  4. als das Sein — dann ist es das psychisch Reale oder auch das absolute Sein.

Zum Unbewußten muß der Begriff des Unterbewußten hinzugenommen werden, auch wenn dieser bisweilen scharf abgegrenzt wird (das vom Endothymen und nicht von der Kortikalperson gesteuerte).

Freud schrieb den psychischen Vorgängen die drei Qualitäten zu:

  1. bewußt
  2. vorbewußt
  3. unbewußt
Vorbewußt heißt bei ihm auch bewußtseinsfähig.

Als Gegensatz trennte Hellpach das „Entwußte“ (das Vergessene oder Verdrängte) vom „Vorbewußten“ als dem noch nie in das Bewußtsein Gedrungenen (instinkthaftes, kollektives Unbewußtes).

Schon der Romantikerarzt C. G. Carus sah den Schlüssel zur Erkenntnis des bewußten Seelenlebens in der Region des Un-Bewußtseins. Gegenüberstellungen von bewußt und unbewußt brachten auch Leibniz, Schelling, Fechner und Herbart.
Über E. v. Hartmann und Nietzsche bekam dann der Begriff des Unbewußten in der Gegenwart zentrale Bedeutung in der Tiefenpsychologie bzw. der Psychoanalyse. Die dynamische Wechselbeziehung löste dabei das bloße Gegenüber ab. Im besonderen traten hervor:
  1. die Deutung von Sigmund Freud (Psychoanalyse)
  2. die Deutung von C. G. Jung als persönliches Unbewußtes (Individuationsprozess) bzw. als kollektives Unbewußtes (Archetypen)
  3. das familiäre Unbewußte von Szondi (Schicksalsanalyse)