Guitars: Ibanez AR 300 AV - Reissue 1998

Ibanez AR300 Reissue
Antique-Violin

Seriennummer: C 80 93336 (Baujahr 1998), Made in (South-) Korea

Für diese Gitarre gilt grundsätzlich das Gleiche wie für die AR300 BL Reissue. Die 1998er AR300 Reissue's waren nie offiziell in irgendeinem Katalog der Firma Ibanez zu finden. Sie wurden ausschließlich zu Promotionzwecken gebaut und immer wieder auf Musikmessen ausgestellt, wie etwa bei der NAMM 2000 in Los Angeles. Es läßt sich also ohne Übertreibung feststellen, das es sich um wenig verbreitete Gitarren handelt.

Ibanez hatte die Artist-Serie Anfang der 90er auslaufen lassen, da die aufwendige Herstellung und die hochwertigen Materialien eine gewinnbringende Fertigung nicht mehr erlaubten. Eine Rationalisierung der Fertigung gestattete schließlich eine Neuauflage (1998). Infos hierzu bei der Artist AR700.

Anmerkung: Die bis Ende 2003 gebaute AR250 (Korea) wurde dann auf der Winter-NAMM 2004 durch eine AR300 Deluxe (Blockeinlagen, Super 58 Pickups, aber keine Tri-Sound-Switches) ersetzt, ein Einsteigermodell in Form der 650,00 $ teuren AR200 Standard (beide „Made in Korea“) wurde noch drunter geschoben. Die AR2000 (Made in Japan) Prestige erhielt ein Upgrade zur AR3000 (nun endlich mit Blockeinlagen, Preise unverändert).

Die AR2000/AR3000 kostete neu zwar ca. 2.000,00 €, dürfte aber jeden Gibson-Besitzer in Zweifel stürzen, wofür er denn nun gerade annähernd 3.000,00 € ausgegeben hat, schließlich wird dort auch industriell gefertigt ...

Auf der internationalen Ibanez-Homepage Japan (Stand Dezember 2005) waren überhaupt keine AR Modelle mehr gelistet - auch im Katalog zur Musikmesse Frankfurt 2005 tauchten sie nicht mehr auf. Mittlerweile bietet Ibanez wieder AR Modelle an, hierzu habe ich aber keinerlei Details.


Die Gitarre

Das Schwestermodell der hier auch besprochenen AR300 BL Reissue weißt aber doch einige Unterschiede, vor allem klanglicher Natur, auf.

Features
  • Annähernd 1 Kg leicher als die schwarze Schwester
  • Durch den leichteren Body ist die Kopflastigkeit leider deutlicher ausgeprägt
  • Die Hälse der beiden Reissues sind im übrigen nicht ganz so standfest wie etwa bei den originalen Artist - deren Stabilität ist legendär. Auch befindet sich am Hals-Kopfplattenübergang unter der Fräßung zur Einstellschraube des Stahlstabes keine Verstärkung
  • Der Steg ist eine modernere Tune-o-matic Variante, ohne Drahtbügel. Massiver, mit einem größeren Einstellungsbereich pro Reiter. Die Hardware scheint diesmal nicht von Gotoh zu kommen. Die Teile tragen lediglich die Prägung „Made in Japan“ — man bekommt den Eindruck, dass gerade das verbaut wurde, was in der Fabrik so rumlag. Was ja auch in diesem Fall keine Rolle spielte, da es sich nicht um ein Katalog-Modell handelte

Der Sound:

Die beiden Gitarren sind ein schönes Beispiel dafür, daß Modelle der selben Baureihe trotz identischer Tonabnehmer-Bestückung sehr unterschiedlich klingen können.

Die tiefen Mitten sind hier weit aus weniger präsent, was zu einem offeneren Klang führt. Zur helleren Grundtönung gesellt sich ein hörbarer Anschlagsknack, was der Ortbarkeit im Soundgefüge einer Band zugute kommt. Der trotzdem warme Charakter verleitet zu einer Laid-Back - Spielweise. Schön bei Jazz - für den Samthandschuh-Sound muß man dann aber schon den Tonregler bemühen. Mir persöhnlich sagt der Sound dieser Reissue mehr zu - ist aber nicht wirklich inspirierend. Wer quasi gerne durch seine Gitarre spricht, verfügt hiermit nur über ein eingeschränktes Vokabular.

Keine der beiden Reissues kann in der Verarbeitung noch bei der Klangerzeugung der AR700 das Wasser reichen; obwohl sie Mitte der 2000er auf dem Gebrauchtmarkt teurer gehandelt wurden.


Ibanez Seriennummern

Vor 1976 vergab man bei Ibanez keine laufenden Seriennummern. Wenn man das bis 1987 von Ibanez verwendete Nummerierungssystem zugrunde legt, kann man bei der Datierung leicht stolpern. Der erste Buchstabe steht für den Produktions-Monat (also A wäre Januar, F Juni etc.), die beiden folgenden Ziffern für das Jahr, und die letzten 4 Zahlen geben die Stücknummer in diesem Monat an (z.B. Model 2622 AV). Es wurden monatlich niemals mehr als 9999 gefertigt.

Ab 1987 wurde das System umgestellt. Der führende Buchstabe steht nun für die Produktionsstätte und damit für das Herkunftsland - etwa C für Cort, S für Samick, beide in Korea; F für Fuji Gen Gakki (siehe AR700 Tobacco Sunburst), I für Iida oder T für Terada Factory in Nagoya, Japan. Die erste Nummer markiert das Herstellungsjahr, gefolgt von den Ziffern, die für die Stücknummer in dem besagten Jahr steht.

Man kann aus diesem Umstand rückschließen, daß Ibanez 1987 damit anfing, auch außerhalb Japans produzieren zu lassen.

Foto der Ibanez AR300 Reissue, Totale

Diese Anblick läßt eine gewisse Kopflastigkeit bereits erahnen

Bei dieser Ausführung fällt die nicht optimale Balance deutlicher auf als an der wesentlich schwereren schwarzen Schwester.

  

Nahaufnahme des Bodies, Steg, Seitenhalter, Switches

Detailansicht der Sycamore-Decke und der verwendeten Hardware

Man kann hier gut erkennen dass es sich bei der verbauten Hardware um Standardware von Allerweltszulieferern handelt, etwa den Potiknöpfe oder auch den beiden Tri-Sound-Schaltern. Die Stützschrauben der Brücke sitzen in eingeschlagenen Gewindehülsen.

  

Detail Body Rückseite

Der ausgeprägte Schuh am Hals-Korpus-Übergang zeugt vom vereinfachten Fertigungsverfahren

Der Korpus wurde aus Okoume gefertigt, die Handelsbezeichnung dafür lautet Gabun-Mahagoni (was nun wirklich nichts mit Honduras-Mahagoni zu tun hat). Das Holz ist in jedem Fall sehr porös und brüchig bei geringer Dichte. Die Befestigungsschrauben der Buchsenplatte am Zargen fanden frühzeitig keinen Halt mehr.

  


  


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