Guitars: Dean EVO Special

Dean EVO Special
Amber Burst;

Seriennummer: E051249 (Baujahr 2002), Made in (South-) Korea

Zuerst einmal: das Herkunftsland bzw. Herstellungsland sagt erst einmal nichts über die Qualität eines Instrumentes aus.

Diese hängt zuallererst von den Budget- und Qualitätsvorgaben des Auftraggebers ab.
Selbstverständlich sind gehobene und damit strenge Qualitätsvorgaben bei einem mickrigen Budget unrealistisch.

Kansas, The Doobie Brothers, Michael Schenker, The Cars, ZZ Top (Flokati-Explorer) oder auch Dimebag Darrel († 08.12.2004) zählten zu den bekanntesten Nutzern.

In den späten 80ern und frühen 90ern war Dean Guitars im Besitz von Oscar Medeiros. Armadillo Enterprises übernahm die Firma dann in den späten 90ern und holte den Firmengründer wieder ins Boot.

Dean bot in den Zweitausendern ein breites Spektum an Modellen an, und lies in den USA, in Korea, China und in Europa (Tschechische Republik - Handarbeit!) fertigen.

Das Programm war recht durchwachsen, und um die Dinge beim Namen zu nennen:
etwa durfte man die „Avalanche“ wohl ohne Übertreibung als konzepionell mißglückt bezeichnen!

Die Gitarre

Auch die EVO's werden in einem breiten Spektrum offeriert, von der Low-Budget-Ausführung EVO X (mit Basswood - also Pappel - Korpus) zu den von Hand gefertigten EVO „Deluxe“ und State-of-the-Art Modell EVO „Premium“.

Die EVO „Special“ markiert hier die wirklich erschwingliche untere Mittelklasse. Der Name EVO leitet sich ab von „Evolved from Vintage Origins“, und das darf man durchaus wörtlich nehmen. Die bewährte und geliebten Konstruktionsmerkmale der Gibson „Les Paul“ werden mit zeitgemäßen ergonomischen Gestaltungsmerkmalen kombiniert. Somit ergibt sich unter Wahrung der gesuchten und gewünschten Qualitäten beim Klangverhalten, aber auch in der Optik, ein stark verbessertes Handling.

Features
  • Ein sehr tragbares Gewicht von 3,0 Kg
  • Der Korpus ist aus drei Teilen indonesischem Mahagoni gefertigt
  • Eine gewölbte Decke aus ahornähnlichem Holz (Birke?) bildet das Top. Unter dem Steg-Tonabnehmer ist sie 2 cm stark
  • Wie schon geschrieben, ist die Decke massiv - aber die tolle Masserung bei dieser Stärke ist in dieser Preisregion nicht machbar - die Oberfläche ist folglich ein Furnier (Photo-Tapete). Der Korpus ist um die Decke schlicht mit einem einfarbigen Binding eingefaßt
  • Der Hals ist aus mehreren Streifen Mahagoni verleimt, die äußeren Seitenflügel der Kopfplatte sind angestückelt. In dieser Preisklasse erwartet auch niemand einen einteiligen Hals. Am bemerkenswertesten ist der Korpus-Hals-Übergang - tatsächlich sind auch die höchsten Lagen komfortabel zu erreichen. Selbstverständlich ist der Hals eingeleimt
  • Dunkel eingefärbtes Palisander-Griffbrett (grob-porig) mit schlichten, aber echten Abalone-Dots, Mensur 24-3/4"
  • Der Saitenabstand am Sattel hat Gibson-Abmessungen, am Steg Stratocaster-Maße (53 mm)
  • Der Hals ist im übrigen sehr schnell, die Bünde haben nach meinem Empfinden die richtige Abmessung, das Abrichten der Kanten und Polieren war aber nur ansatzweiße erkennbar
  • Der Sattel war zwar gut abgerichtet, aber eckig, insgesamt zu schmal (so das er bei der hohen E-Saite nicht bis an denn Griffbrett-Rand reichte) und aus Plastik - er schrie förmlich „billig!“
  • Den Sattel habe ich sofort gegen einen Graph Tech Trem-Nut™ ausgetauscht
  • Die Hardware zeugt deutlich vom Sparzwang
  • Der Steg ist ein billigesTeil im Tune-o-matic Stil und trägt auf der Unterseite die Prägung „Sung IL“ - er killt Saiten am laufenden Meter und zerschrammt den Ballen der Anschlagshand
  • Grover-Machineheads der Budget-Serie mit verchromten Plastik-Gehäuße und Flügeln

Der Sound:

Auch trocken gespielt verfügt die Gitarre über reichlich Schub. Es sind aber mehr Tiefmitten als richtig echte Bässe da. Dieser Badboy hat es faustdick hinter den Ohren.

Die Gitarre produziert einen Ton, der Sekundenbruchteile nach dem Anschlagsknack anschwillt und ungemein lange ausklingt, und das auch in den hohen Lagen.

Der Klang tendiert aber eindeutig in Richtung „pappig“, und das wird sich auch mit einem Tonabnehmerwechsel nicht ändern lassen. Auch die Singlecoil-Sounds sind brauchbar! Die Verzerrungsintensität läßt sich sehr fein mit einem Rolloff des Volumpotis dosieren - Schön.

Filigrane Sachen sind wie schon ausgeführt nicht so ihr Ding - Spielfehler werden dadurch aber auch eher verziehen.


Dean Seriennummern

In den USA hergestellte Dean's weisen eine siebenstellige Seriennummer auf, die beiden ersten Ziffern geben das Produktionsjahr an.

Diese Jahreskennung findet sich nicht an den außerhalb der USA produzierten Gitarren. Eine Datierung ist in diesem Fall nur über die Ausstattungs-Features möglich.

Foto der Dean EVO Special, Totale

Deans Interpretation des Themas „Les Paul“ - „Singlecut“

Dean vermied es, von einer Les Paul-Kopie zu sprechen. Aber seit dem Lawsuit März 2004, den Gibson gegen PRS gewann und deren Singlecut seither als Les Paul-Kopie bezeichnet werden muss (und somit Lizensgebühren zu zahlen sind) dürfte das selbe auf die EVO's zutreffen.

  

Fotos Korpusrückseite Details

Bequemstes Erreichen der höheren Lagen bei dieser Single Cut Konstruktion

  

Detail Hals-Pickup-Fräßung

Solch großzügigen Kabelschachtfräsungen findet man auch bei den teuren Relic-Instrumenten aus dem Gibson Custom-Shop

Resultat — sie wirken wie Tonkammern; schöne harmonische Rückkoppelungen schon bei moderaten Lautstärken.

  

Halspickup ohne Metall-Kappe

Von BC-Rich wurden die Tonabnehmer bezogen - die bevorzugte Gangart ist damit auch schon klar

Die Tonabnehmer liefern reichlich Strom (hohe Ausgangsleistung).

  

Detailaufnahme der Kopfplatten-Rückseite

Wie schon bei der Ibanez Artist AR700 habe ich zu Feile und Säge gegriffen, um dem Instrument einen hochwertigeren Sattel zu verpassen

  


  


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